Künstler und junge Männer aus den oberen Gesellschaftsschichten unternahmen im 17. bis 19. Jahrhundert häufig eine ausgedehnte Reise durch Italien – die Grand Tour. In seiner Ausstellung verknüpft Matts Leiderstam diese Vergangenheit mit der Gegenwart.

Die Grand Tour, eine ausgedehnte Reise durch Italien, war vom 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine häufige Unternehmung von Künstlern und jungen Männern aus den oberen Gesellschaftsschichten. In seiner Ausstellung Grand Tour verknüpft Matts Leiderstam Gegenwart und Vergangenheit. Die Idee zur diesem Projekt entstand bereits 1996, inspiriert durch den Ausstellungskatalog Grand Tour – Der Reiz Italiens im 18. Jahrhundert der Tate Gallery, London, und durch den Band Spartacus International Gay Guide von 1996. Leiderstams Arbeitsweise bedeutet eine ständige Veränderung und Anpassung der Ausstellung, entsprechend den Gegebenheiten vor Ort und der Sammlung des ausstellenden Museums. Neue Werke werden hinzugefügt und andere ausgetauscht. Grand Tour gleicht einem persönlichen Archiv für die privaten Forschungen des Künstlers und kann gleichzeitig als ein Versuch verstanden werden, seine verschiedenen Projekte in der Rückschau zusammenzuführen.

In seiner Kunst nimmt Leiderstam sowohl die Rolle des Künstlers als auch des Betrachters ein. In den Kopien oder Paraphrasen von Gemälden älterer Meister äussert sich sein Bestreben, verborgene oder untergegangene Schichten und Geschichten wieder ans Licht zu holen. Sein Werk offenbart unbeachtet gebliebene Details und ermöglicht darin Interpretationsalternativen zu den Deutungen der traditionellen Kunstgeschichte. Gleichzeitig fordert Leiderstam die Betrachtenden auf spielerische Art und Weise auf, ihren eigenen Blick ebenso wie ihre Rolle als Museums- und Ausstellungsbesucher zu überprüfen.

In der Ausstellung sind Leiderstams Interpretationen älterer Gemälde und Bücher mit Illustrationen der Originale zu sehen. Diese Bilder werden ergänzt durch einen am Computer präsentierten Ausstellungskatalog in Form einer Website. Dort finden Interessierte weitergehende Informationen. Ausserdem umfasst die Ausstellung verschiedene Präsentationsarten und optische Instrumente wie Ferngläser und Lupen.

Die Ausstellung Grand Tour wurde zum ersten Mal anlässlich der Biennale in Venedig 1997 gezeigt. In der aktuellen Ausstellungstournee ist das Kunstmuseum Liechtenstein nach Stockholm, Dundee und Göteborg die vierte Station. Für die Ausstellung im Kunstmuseum Liechtenstein wird Leiderstam neue Werke entwickeln, die mit Gemälden aus den Sammlungen des Hauses und seinen eigenen in der Sammlung befindlichen Werken verknüpft sind.

Weitere Bilder zu dieser Ausstellung

  • Matts Leiderstam
    Ausstellungsansicht Kunstmuseum Liechtenstein, Foto: Stefan Altenburger Photography, Zürich © Kunstmuseum Liechtenstein
  • Matts Leiderstam
    Ausstellungsansicht Kunstmuseum Liechtenstein, Foto: Stefan Altenburger Photography, Zürich © Kunstmuseum Liechtenstein
  • Matts Leiderstam
    Ausstellungsansicht Kunstmuseum Liechtenstein, Foto: Stefan Altenburger Photography, Zürich © Kunstmuseum Liechtenstein
  • Vernissage
  • Do, 9.3.2006
    18.00
  • Do 9.3.

    Vernissage

    Matts Leiderstam
  • Do 30.3.

    Vortrag

    Malerei nach dem Ende de Malerei?
    von Konrad Bitterli