Die Ausstellung Das Innere Befinden stellt eine dezidierte Auswahl internationaler Videoarbeiten der 1990er-Jahre vor. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass eine Vielzahl von Künstlern sich gesellschaftlichen, sozialen und psychischen Phänomenen über die Darstellung eines konkret menschlichen Gegenübers nähert. Das Sein ist anhand von Persönlichem dargestellt. Die überwiegenden Mehrfachprojektionen werden von den Künstlern für eine komplex-multiple Erzählweise genützt, die vielschichtige und weite Räume eröffnen.
Offen sind Fragen des Menschseins angesprochen: Fragen an die Identität, an die Individualität, an das Leib-Seele-Verhältnis, an die Möglichkeit der Persönlichkeitsentwicklung innerhalb unserer modernen Informationsgesellschaft, in der reale und mediale Welt sich wie selbstverständlich nebeneinander finden. Unsere Zeit ist geprägt von umfassenden Veränderungen: Ein Wandel fast aller überkommener Werte geht mit der modernen Technik einher, gibt sie uns doch die Illusion: Alles ist machbar. Die Künstler bieten uns mit ihren Arbeiten einen Ort, darüber nachzudenken. Der Mensch in seiner psychischen Ganzheit wird spürbar. Ohne Scheu beleuchten die Kunstwerke auch Schattenseiten, seien es verborgene Strukturen bei der Sozialisierung oder innere unbewusste Abgründe. Die Gegensätze des menschlichen Lebens werden nicht verwischt, verlangen doch die geistigen Gesetze sie auszuhalten, um Gleichgewicht zu gewinnen. Die persönliche Beschäftigung der Künstler mit essentiellen Fragen unserer Gegenwart steht der zunehmenden medialen Entsinnlichung unserer Lebenserfahrung als Möglichkeit gegenüber, eine Möglichkeit, welche den Betrachter einlädt, unmittelbar teilzunehmen.