Kunstwerk des Monats April

Max Bill: Strebende Kräfte einer Kugel, 1966/67

Max Bill

* 1908 in Winterthur, † 1994 in Berlin


Strebende Kräfte einer Kugel, 1966/67


80 x 120 x 80 cm

LSK 94.27
Erworben mit Mitteln der Lampadia Stiftung, Vaduz

Max Bills Skulptur strebende kräfte einer kugel veranschaulicht exemplarisch die Formensprache dieses wegweisenden Vertreters der konkreten Kunst. In Bills Definition der konkreten Kunst spielt nicht nur die Gestaltung eines Werks aus geometrischen Grundelementen eine wesentliche Rolle, sondern vor allem das Werk als Realisation von Idee und Konzept, das heisst der Zusammenhang von Idee und Formfindung.  «Konkretion ist gegenständlich-machung von etwas, das vorher nicht sichtbar, nicht greifbar vorhanden war. Abstrakte ideen, verhältnisse, gedanken sichtbar machen, das ist konkretion.»  Für den Bauhausschüler Bill ging es hierbei seit den 1930er Jahren grundlegend um die Visualisierung mathematischer Inhalte, um eine mathematische Denkweise in der Kunst. Mathematik begriff er jedoch nicht als exaktes und statisches, sondern als organisches und belebtes System.

Mit Hilfe mathematischer Verfahren wie Achsenspiegelungen, Vergrösserungen, Verkleinerungen, Drehungen oder Theorien wie der Knoten- und der Chaostheorie schuf Bill Äquivalente zu geometrischen Ausgangsformen; seine auf dem Prinzip des Möbiusbandes beruhenden Skulpturen aus Metall entstanden durch Aufschneiden, Verdrehen und erneutes Zusammenfügen der ursprünglichen Form, wodurch der Gedanke der Unendlichkeit seinen Ausdruck finden sollte. Strebende kräfte einer kugel basiert ebenfalls auf einem mathematischen Verfahren, der Parallelverschiebung: Aus einer entlang der Mittelachse in Viertel unterteilten Granitkugel sind zwei einander gegenüberliegende Viertel um die Hälfte des Kugeldurchmessers herausgezogen, wodurch zusätzliche Oberflächen entstehen. Dieses Kugeläquivalent strebt auseinander, strebt als liegende 8 in die Unendlichkeit.

<b>Max Bill: Strebende Kräfte einer Kugel, 1966/67</b>
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