Kunstwerk des Monats Oktober

Carin Ellberg, Sunrise 1, 1998

Carin Ellberg

* 1959 in Stockholm


Sunrise 1, 1998


Nylonstrumpfhosen, Kleister, Spielzeug
300 x 300 x 400 cm

LSK 98.45

Das künstlerische Schaffen von Carin Ellberg geht von ihren konkreten Lebensbedingungen aus, von der Tatsache, dass Ellberg eine Frau ist, und von dem direkten Umfeld, in dem sie sich als Frau bewegt. Ab Mitte der 1990er Jahre entstehen neben Malereien, Zeichnungen und Objekten auch Stelen aus Kleidern und Installationen am Boden aus häuslichen Materialien. Hier schlägt sich die Raum- und Objekterfahrung der italienischen Arte povera nieder. In diesem Sinne hat Ellberg ihr überzeugendes Œuvre von Installationen an Wand und Boden entwickelt, die vorwiegend aus in Buchbinderleim getränkten Nylonstrumpfhosen entstehen. Diese  «ärmlichen» , persönlichen und zugleich  «typisch»  weiblichen Elemente ordnet sie in ornamentalen Mustern an, die anfangs einfache Mimetik betrieben, sich bald aber zu grösseren Einheiten ohne mimetische Dimension entwickelten, bevor sie in der Arbeit Sunrise 1 wieder in einen ikonografischen Kontext eingebunden wurden.

An die Wand ist ein kreisrundes Ornament angebracht, das knapp über dem Boden schwebt. Von ihm aus entwickelt sich die Installation über den Boden in den Raum hinein und läuft in einzelne Stränge aus, zwischen denen aus Kinderspielzeug eine dörfliche, eine zivilisatorische Situation arrangiert ist. Von hier aus erschliesst sich die Arbeit als eine Anspielung auf die in Skandinavien so lange vorherrschende Tradition der Auseinandersetzung mit der Landschaft. Darüber legt sich aber sofort die persönliche Optik des Lebensumfeldes der Künstlerin (das Spielzeug stammt von ihren beiden Söhnen im Vorschulalter). Und schliesslich operiert die Arbeit gleichzeitig auf dem Feld der Referenzen an die Kunstgeschichte. Denn das kreisrunde Sonnenmotiv spielt zugleich auf den spätgotischen Baudekor an, etwa auf die Rosetten in den Westfassaden der grossen Kathedralen, aber auch auf traditionelle bürgerliche Kulturpraktiken der Frauen wie die Spitzenklöppelei.

<b>Carin Ellberg, Sunrise 1, 1998</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.