Kunstwerk des Monats November

Richard Serra, Duplicate (cut piece), 1970

Richard Serra

* 1939 in San Francisco


 Duplicate (cut piece), 1970


Walzstahl, 3-teilig

30,5 x 60,5 x 300 cm
KML 06.44
Ehemalige Sammlung
Rolf Ricke im Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, Kunstmuseum St.Gallen, MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main

Der US-amerikanische Bildhauer Richard Serra gehört zur Generation der Post-Minimal- Künstler, die das Kunstwerk nicht als Träger von Ideen versteht, sondern als Ausdruck seiner selbst. In Serras Konzept der Kunst bestimmt grundsätzlich das Material die Form. Mitte der 1960er Jahre – nachdem er während einer Italienreise Bekanntschaft mit den Künstlern der Arte povera gemacht hatte – experimentierte er mit industriellen Werkstof- fen wie Blei und Gummi, die er in Bezug zum Raum setzte. In seinem Werk steht oftmals die Schwerkraft im Mittelpunkt, die gegenseitige Ausbalancierung der Objekte und der Dialog seiner Skulpturen mit dem sie umgebenden Raum. Im Laufe der Jahre erweiterte Serra seinen räumlichen Ansatz vom Innen- in den Aussenraum und arbeitet seitdem bis heute mit wetterfestem Stahl, dessen Oberfläche er der Korrosion aussetzt. Seit den 1970er Jahren hat er sich auch intensiv mit den Möglichkeiten der Druckgrafik beschäftigt, sich Zeichnung, Video und Film gewidmet.

 

Seine Arbeit Duplicate (Cut Piece) fügt sich in eine Reihe von Werken ein, denen intensive Bearbeitungsprozesse vorausgehen. Diese Prozesse beschrieb Serra mit einer Sammlung transitiver Verben wie beispielsweise reissen, rollen, schneiden usw. Der Titel Duplicate (Cut Piece) trägt bereits die beiden wesentlichen Komponenten des Werks in sich: Etwas wurde zerschnitten, etwas wurde dupliziert. Von dem 3-dimensionalen, lang gezogenen Stahlquader mit quadratischer Ansichtsfläche wurde zuerst eine dünne  «Scheibe»  abgeschnitten. Der verbliebene Teil wurde anschliessend durch einen ebenfalls vertikalen Schnitt in zwei gleiche Hälften zerteilt. Die abgeschnittene  «Scheibe»  liegt nun direkt neben dem 2-teiligen Quader und bildet ein ausgleichendes Gewicht zu ihm, erzeugt eine optische Balance zwischen den ungleichen Teilen. Masse, Schwere und Gleichgewicht greifen hier als physikalische Grössen ineinander und sind nicht nur Thema des plastischen Werks, sondern auch Teil des Kunstobjektes selbst.

<b>Richard Serra, Duplicate (cut piece), 1970</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.