Kunstwerk des Monats Januar

Wilhelm Lehmbruck, Kleiner weiblicher Torso (Hagener Torso), 1910/11

Wilhelm Lehmbruck

* 1881 in Meiderich, † 1919 in Berlin


Kleiner weiblicher Torso (Hagener Torso), 1910/11


Steinguss

69,5 x 25,5 x 23,2 cm
LSK 00.33

Schenkung der Ars Rhenia Stiftung, Vaduz

Der Kleine weibliche Torso, auch Hagener Torso genannt, ist ein Schlüsselwerk im Œuvre dieses zu Beginn des 20. Jahrhunderts wichtigsten Bildhauers aus Deutschland, der auch im Paris seiner Zeit hoch geschätzt wurde. Dieses Werk markiert die Abwendung Lehmbrucks von der neo-klassischen Skulptur seiner Düsseldorfer Lehrer und den Beginn der Entwicklung seiner eigenen, modernen Formensprache. Die gerundeten Formen des Torsos stehen dabei im Widerspruch zu der bereits reduzierten Formgebung im Bereich von Kopf und Hals. Höchst modern ist zudem die Verwendung des Steingusses, einer damals ganz neuen,  «unedlen»  Gusstechnik.

In dieser Skulptur wird deutlich, dass Innerlichkeit für Lehmbruck bereits in der Beschäftigung mit den Skulpturen der Antike von Bedeutung war. Dabei entspricht die Sanftheit des geneigten Kopfes noch ganz der klassischen Formgebung des Körpers, doch der scheue, abgewandte Blick verweist schon auf Lehmbrucks grosses Thema der späteren Zeit: das Verlorensein des Menschen in der Welt. Dieser Befindlichkeit verlieh er in den kommenden Jahren durch die mutige Reduktion auf schmale, gelängte Glieder seiner Figuren auf unnachahmliche Weise überzeugenden Ausdruck.

<b>Wilhelm Lehmbruck, Kleiner weiblicher Torso (Hagener Torso), 1910/11</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.