Kunstwerk des Monats Oktober

Marcel Duchamp, Boîte (La Boîte-en-valise), 1968

Marcel Duchamp

*1887 in Blainville-Crevon, † 1968 in Neuilly-sur-Seine, Frankreich


Boîte (La Boîte-en-valise), 1968


Kartonbox mit Leder- und Leineneinband, enthält 80 Repliken und Reproduktionen der Werke Duchamps (Serie G)

9.9x38.5x41.9cm

In einer aufklappbaren grünen Schachtel sind Wiedergaben aller wichtigen Werke Duchamps versammelt: Farbige Reproduktionen von Zeichnungen und Gemälden sowie Modelle der Ready-mades Air de Paris, Traveler's Folding Item und Fountain präsentieren sich in einem tragbaren Miniaturmuseum. Sorgfältig etikettiert, gruppieren sie sich um eine Reproduktion des Grossen Glases, eines der Hauptwerke Duchamps. Dieser selbst hat die Auswahl und Anordnung der heterogenen Vielzahl seiner künstlerischen Ansätze und Erzeugnisse getroffen, deren räumliches Arrangement wiederum sehr ausgeklügelt Querbezüge und Überschneidungen im Gesamtwerk des Künstlers spiegelt.

Der Akt des Wählens war auch für das Konzept des «Ready-made» massgebend, mit dem Duchamp, bis dahin Maler, um 1915 auf die fragwürdig gewordene Rolle des schaffenden Künstlers reagierte. Wie im alltäglichen Konsum die Auswahl aus einer industriellen Massenproduktion an die Stelle der handwerklichen Fertigung von Gegenständen getreten war, wurde damit bereits das Auswählen eines Objektes, d. h. seine Herauslösung aus einem rein zweckorientierten Gebrauchszusammenhang und seine Neukontextualisierung, Kunst. So kaufte Duchamp 1917 ein handelsübliches Pissoirbecken, präsentierte es, signiert und datiert, auf einer Ausstellung und schuf das berühmte Fountain.

Unter dem Titel de ou par MARCEL DUCHAMP ou RROSE SELAVY veröffentlichte Duchamp 1941 die erste Ausführung der Boîte-en-valise, versehen mit seinem eigenen Namen und demjenigen einer aus einem Wortspiel entstandenen weiblichen Kunstfigur. Fünf Jahre lang hatte er an der Herstellung der Reproduktionen gearbeitet, mit einem technischen Aufwand und einer Sorgfalt, die die Grenzen zwischen Original und mechanischer Vervielfältigung verschwimmen lassen. Bis zum Todesjahr Duchamps folgten etwa 300 weitere Exemplare in insgesamt sieben Editionen, die sich in der Anzahl der Einzelobjekte und der Beschaffenheit des Behälters unterscheiden.

 

<b>Marcel Duchamp, Boîte (La Boîte-en-valise), 1968</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.