Kunstwerk des Monats Dezember

Marcel Broodthaers, La signature de l’artiste, 1972

Marcel Broodthaers

*1924 in Brüssel, † 1976 in Köln



La signature de l'artiste, 1972


Adressbuch, Hut, Papprolle, 4 Knallfrösche, 3 Schreibhefte in Vitrine
Vitrine: 150x80x55cm

Ein Arrangement von Einzelgegenständen in einer Vitrine trägt den Titel La signature de l'artiste (Die Signatur des Künstlers). 1972 für die gleichnamige Einzelausstellung Marcel Broodthaers' in der Karlsruher Galerie Grafikmeyer entstanden, ist dies eine von mehreren Arbeiten, die sich mit der Künstlersignatur auseinandersetzen.

Indem er ein Werk signiert, bringt ein Künstler es zur Vollendung, bezeugt die eigene Autorschaft ebenso wie die Echtheit des Werks. Seit dem frühen 20. Jahrhundert hat das Signieren aber auch dazu gedient, etwas zum Kunstwerk zu deklarieren, wenn etwa Objekte aus zunächst kunstfernen Kontexten museal präsentiert wurden. Somit ist die Signatur in ihrer Definitionsmacht mit der Institution des Museums verbunden, auf welche die Vitrine als klassisches Ausstellungsmobiliar verweist; denn erst die Aufnahme eines (signierten) Werks in ein Museum garantiert dessen Anerkennung als Kunst.

Hier aber sind die handschriftlichen Zeichen der Signatur durch eine Reihe von Gegenständen ersetzt, die auf ganz eigene Art auf den Künstler verweisen: nicht durch die Spuren der Hand, die sprachliche Zeichen umsetzt, sondern durch die Zusammenstellung persönlich ausgesuchter Dinge zu einem Bildwerk. Diese Beschäftigung mit unterschiedlichen Zeichensystemen prägt Broodthaers' gesamtes Schaffen. Ehemals als Autor und Dichter tätig, wechselte er erst 1964 zur bildenden Kunst.

Auf sprachliche Mittel wird schliesslich auch in La signature de l'artiste nicht völlig verzichtet. Auf der ersten Seite des Adressbuches hat Broodthaers das Inventar der Vitrine aufgelistet: «a) 1 Chapeau noir (1 schwarzer Hut), b) 1 Tuyau vieux (1 altes Rohr), c) 4 petites bombes fumigènes (4 kleine Rauchbomben), d) 1 répertoire (1 Adress- buch)». Dann fasst er zusammen: «(a, b, c, d,) MB, octobre 72», und in der nächsten Zeile fährt er fort: «+ e) f) g) 3 carnets signés». In einer merkwürdigen Vervielfachung kehrt die Signatur innerhalb des Werks, mit dem sie zusammenfällt, wieder.

<b>Marcel Broodthaers, La signature de l’artiste, 1972</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.