Leuchtstoffröhren (Neon, Argon), Trafo
ca. 150 × 180 × 80 cm
In einer fragil und elegant erscheinenden Formation greifen Leuchtstoffröhren, die violettes und oranges Licht ausstrahlen, von der Wand- auf die Bodenfläche des Ausstellungssaals aus und umschreiben Raum. Eine grüne Leuchtstoffröhre setzt, anstatt die Formation symmetrisch zu vervollständigen, mit ihrer Diagonale einen dynamischen Gegenpart in der Komposition. Auch die schwarzen Kabel verweigern sich einer strengen geometrischen Anordnung und erweitern zugleich das Vokabular um eine kurvige, ihrem natürlichen Fall folgende Linie. Zusammen mit dem Transformator verkörpern die Kabel überdies den elektrotechnischen Funktionszusammenhang des entkörperlichten, fluoreszierenden Lichts und ermöglichen zugleich die farblich intensive Ausstrahlung der raumgreifenden Arbeit.
Dis-Play hat Keith Sonnier diese Arbeit betitelt, den Begriff «display» («ausbreiten, entfalten, zeigen» bzw. «Ausstellung, Anzeige») durch die Abtrennung der Vorsilbe «dis» («auseinander, gegen-») vom Wort «play» («Spiel») um die Bedeutungsdimension einer divergierenden Bewegung erweiternd. Damit äussert sich der Künstler als Vertreter der amerikanischen New Sculpture, einer Position, die in historischer Nachfolge und als ästhetisches Gegenmodell zur Minimal Art von Donald Judd, Carl Andre, Dan Flavin u.a. entstand. Deren Objekte zeichnen sich durch ihre strengen, auf elementare Ordnungen reduzierten Strukturen aus, welche häufig auf der Verwendung industriell vorfabrizierter Elemente beruhen. Während sich die minimalistischen Objekte jeglicher illusionistischen Tradition verweigerten, indem sie sich als fertige Werke allein auf sich selbst beziehen, lenkte die postminimalistische Skulptur die Aufmerksamkeit vermehrt auf den physischen Herstellungsprozess, die künstlerische Geste.
Dis-Play von 1969 weist bereits den Weg zu Sonniers umfangreichem Werk an Licht- Arbeiten, mit denen er international Bekanntheit erlangte.
Franziska Hilbe