Kunstwerk des Monats November

Elisabeth Büchel, Ohne Titel (Folded 1–15), 2004

Elisabeth Büchel

*1954 in Mauren, Liechtenstein, † 2005 in Mauren


 Ohne Titel (Folded 1–15), 2004


Acryl auf Papier, 15 Blätter

je Blatt 63 × 45 cm

Elisabeth Büchel hat ihr künstlerisches Schaffen ganz der Malerei und deren spezifischen Mitteln verschrieben. «linien. flächen. farben – die sache selbst» war der programmatische Titel einer Galerieausstellung 2002 in Wien, mit der die Künstlerin einen dreimonatigen Atelieraufenthalt als «Artist in Residence» abschloss.

Flächen, Farben und Pinselstrukturen sind auch für die 15 Blätter der Folded-Serie wesentlich. Die Linie – Grundelement des Grafischen, welches Büchel ins Malerische übersetzte – resultiert hier indes aus einer Faltung. Durch wiederholtes Falten wird eine Fläche strukturiert; ein Variieren des Faltvorgangs bringt unterschiedliche, dem Bildträger selbst eingeschriebene Bildordnungen hervor. Auch zwischen den einzelnen Blättern entstehen derart Bezüge, etwa wenn sich ein Faltmuster achsen- oder punktsymmetrisch zu einem anderen verhält.

Die horizontalen und vertikalen Faltlinien bilden Felder, deren geometrische Form- genauigkeit den im Farbauftrag durchgespielten Möglichkeiten gegenübersteht: Einzelne Rechtecke sind teils unvollständig ausgefüllt, teils sind ihre Begrenzungslinien übermalt; in manchen Fällen setzen sich deckend gemalte Flächen in satten Farben deutlich von der Grundierung in zarten Blau-, Rot- und Grüntönen ab, in anderen werden Figur und Grund ununterscheidbar.

Entstanden ist die fünfzehnteilige Papierarbeit 2004 für eine Ausstellung in der Galerie der University of Tulsa School of Art, in der die Künstlerin Acryl- und Ölbilder, aber auch installative Arbeiten aus vor Ort verfügbaren Materialien zeigte. An jener Universität in Tulsa (Oklahoma) sowie in Bridgeport (Connecticut) hatte Elisabeth Büchel von 1979 bis 1982 ihr Kunststudium absolviert, nachdem sie bereits als Kindergärtnerin in Liechtenstein und der Schweiz tätig gewesen war. Nach der Rückkehr aus den USA nahm sie ihre berufliche Tätigkeit wieder auf, bis sie entschloss, sich ganz der bildenden Kunst zu widmen. Über Jahre engagierte sie sich ausserdem in der Liechtensteiner Kulturszene, etwa im Verein Schichtwechsel oder beim Aufbau der Kunstschule Liechtenstein. 2011 wurde der früh verstorbenen Künstlerin im Gasometer in Triesen eine erste Retrospektive gewidmet.

Franziska Hilbe

<b>Elisabeth Büchel, Ohne Titel (Folded 1–15), 2004</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.