Brian O'Doherty (1928–2022)
Wir trauern um einen der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts.
Brian O'Doherty, ein Künstler der ersten Generation der Conceptual Art, wurde international bekannt als Autor von Essays zum «White Cube», die 1976 in der Kunstzeitschrift Artforum erschienen sind. Er beschreibt in seinen Schriften den Siegeszug des weiss gestrichenen, leeren Ausstellungsraums, der jedoch, wie O'Doherty später anmerken wird, nicht überall derselbe sei, weil Menschen sich selbst, die lokale Kultur und immer auch ihre eigenen Geschichten mit in eine Ausstellung bringen würden. Um seinen eigenen kreativen Handlungsraum zu erweitern und das Werk vor einer primär biografisch ausgerichteten Wahrnehmung zu schützen, hat der irisch-amerikanische Künstler, Kunstkritiker und Schriftsteller Brian O'Doherty unter verschiedenen Pseudonymen gearbeitet. Dieses offene Selbst- und Rollenverständnis erst ermöglichte die Vielfalt des Werks und ist heute von grosser gesellschaftlicher Aktualität.
Am 7. November ist Brian O'Doherty in seiner New Yorker Atelierwohnung gestorben. Wir danken Brian O'Doherty für das Vertrauen, das er uns bei der Vorbereitung der Ausstellung «Im Kontext der Sammlung: Brian O'Doherty. Phases of the Self» entgegenbrachte, und die Freude über diese Ausstellung, die er mit uns teilte. Wir trauern um einen liebenswürdigen Menschen und Freund. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau Barbara Novak und seiner Familie.
Roman Kurzmeyer, Kurator der Ausstellung
und das Team des Kunstmuseum Liechtenstein
Im Zentrum der Ausstellung steht sein offenes Selbst- und Rollenverständnis als Person und Künstler, das er im Austausch mit Künstler:innen seiner Zeit entwickelte. O'Doherty hat sich in unterschiedliche Rollen begeben und unter Pseudonymen gearbeitet, um seine Handlungsmöglichkeiten zu erweitern. Ausgestellt sind vor allem Arbeiten aus dem konzeptuellen Frühwerk sowie Bücher und Zeitschriften aus seinem kunstkritischen und literarischen Schaffen. Auf O'Doherty geht der Begriff des «White Cube» als Bezeichnung für jenen angeblich neutralen Typus von Galerie- und Museumsraum zurück, der sich vor seinen Augen in New York herausbildete.
Im Dialog mit Werken aus der Sammlung des Kunstmuseum Liechtenstein wird erfahrbar, wie O'Dohertys Werk in die künstlerische, kunstkritische und schriftstellerische Praxis unserer Zeit eingebettet ist, diese spiegelt und kommentiert.
Beteiligte Künstler:innen
Saâdane Afif, Paweł Althamer, Denise Bellon, Walter Benjamin, Joseph Beuys, Louise Bourgeois, Marcel Broodthaers, Joseph Cornell, Marcel Duchamp, Latifa Echakhch, General Idea, Louise Guerra, Patrick Ireland, Kimsooja, Matts Leiderstam, Sol LeWitt, Marisa Merz, Charlotte Moth, Sonja Sekula, Erik Steinbrecher, Jacques Villon (Gaston Duchamp)
Eine Produktion des Kunstmuseum Liechtenstein, kuratiert von Roman Kurzmeyer.