Kunstwerk des Monats August

Bruno Kaufmann, 160808, 2016

Bruno Kaufmann

* 1944 in Balzers, Liechtenstein


160808, 2016


Digitaldruck auf Leinwand

146 x 90 cm

Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz

 

Das querformatige Werk 160808 von Bruno Kaufmann mutet in seiner strukturell farblichen Ausstrahlung warm und anziehend an. Die Arbeit lässt sich in die vom Künstler Superposition (Überlagerung) betitelte Werkgruppe einordnen. Ausgangspunkt ist hier ein schmaler Farbverlaufsstreifen von Gelb zu Hellgelb. Dieser wird vom Künstler kopiert, in seiner Farbabstufung prozentual Richtung Rot bearbeitet und schliesslich mit dem ersten Streifen überlagert. So entsteht nach und nach ein ‹Strukturbild›, das von einem satten Gelb über ein sanftes Orange bis hin zu pastellfarbenen Lachstönen und einem kräftigen Rosa reicht und beim Betrachter individuell unterschiedliche Assoziationen von Bildern, Erfahrungen, aber auch Emotionen und Klängen erzeugt. Dabei vermittelt das durch den Prozess entstandene und an Faltungen erinnernde Strukturmuster eine nahezu mit dem Raum kommunizierende Bewegung – ähnlich dem Ausdehnen und Zusammenziehen unserer Atmung. So lässt sich in der exakten, mittels einer Maschine errechneten Form und Farbgebung eine lebendige Rhythmik entdecken.

Kaufmanns Werk charakterisiert sich durch Prinzipien folgende Variationen und Modulationen von Farbe, Struktur und einem daraus entstehenden Rhythmus. Ein Narrativ wird zugunsten der immanenten Werkzeuge Farbe und Form aufgegeben. Er selbst beschreibt seinen Weg, Kunst zu erschaffen, folgendermassen: «Mein Stil wurde dadurch geprägt, dass ich vom Abbilden weg wollte. Mir schwebte eine Kunst vor, die nur aus Form, Farbe und Struktur besteht.»

Seit den 1980er-Jahren – und damit immens früh – ‹erzeugt› Kaufmann seine Kunstwerke mithilfe der digitalen Technik des Computers. Ein Werkzeug, welches ihm die erwünschte Vermeidung des persönlichen Duktus und die präzise Berechnung seiner Farb- und Strukturkompositionen erlaubt. Dabei bezieht der Künstler unter anderem auch einen Algorithmus mit ein, der als Gestaltungsprinzip auf der Fibonacci-Folge basiert, einer mathematischen Gesetzmässigkeit, die auch eine Vielzahl an Wachstumsverläufen in der Natur beschreibt. Diese Werkgruppe benennt Bruno Kaufmann Modulationen.

 

Denise Rigaud

<b>Bruno Kaufmann, 160808, 2016</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.