Kunst hat mannigfaltige Wirkungsweisen und Eigenschaften, die existentiell, dramatisch, theoretisch, spirituell, asketisch, sinnlich, abstrakt, konkret, konzeptuell und vieles mehr sein können, auch schön. Kunst betrifft die Menschen und ihr Leben. Denn die Kunst kommt von Menschen und aus dem Leben, aus dem Er-Leben, und deshalb reflektiert Kunst im mehrfachen Wortsinn auch dieses Leben. Kunst steht daher immer in einem modellhaften Verhältnis zur Welt, das heisst, sie gibt diese Welt auf verschiedene Weise wieder. Damit sich diese vielfältigen Wirkkräfte und Aspekte der Kunst entfalten können, ist eine unmittelbare Erfahrung am und mit dem Kunstwerk Voraussetzung. Um diesem hohen Anspruch nachzukommen, wird die Sammlung des Kunstmuseum Liechtenstein bereits seit seiner Eröffnung vor über drei Jahren in museal ungewöhnlichen Präsentationen vorgestellt. Im Vordergrund steht dabei die geistige Aktualität und nicht die Einordnung nach historischen Epochen oder nach Gattungen.
Es bedarf einer Atmosphäre der Offenheit, welche die Erfahrung von Kunst gegenüber ihrem Verstehen privilegiert, um diese geistige Aktualität zu erleben. Daher legen wir in thematisch durchdachten Präsentationen den Schwerpunkt auf die Wahrnehmung. In der dialogischen Gegenüberstellung von Kunstwerken in ihren Verwandtschaften und in ihren Gegensätzen entsteht eine spannungsvolle und zugleich lebendige Atmosphäre, die Vieldeutigkeit offenbar werden lässt und sich zugleich der Erkenntnis des Unsagbaren – dem Geheimnis der Kunst – nähert.
Gezeigt werden viele bereits bekannte Kunstwerke aus der Sammlung und zahlreiche bisher noch nicht gezeigte Werke, ergänzt durch bedeutende Leihgaben aus Privatbesitz, in ganz ungewöhnlichen Konstellationen.