Kunstwerk des Monats März

Steven Parrino, Spin-out vortex, 2000

Steven Parrino

* 1958 in New York, USA, † 2005 in New York, USA


Spin-out vortex, 2000


Emaillack auf Leinwand

183 x 183 x 19,5 cm

Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz / Ehemalige Sammlung Rolf Ricke im Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, Kunstmuseum St.Gallen, MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main

 

Das Werk Spin-out vortex von Steven Parrino strahlt Dynamik und Energie aus. Ein Akt der Transformation hat hier stattgefunden. Parrino löste das zuvor hergestellte monochrome Gemälde vom Keilrahmen und drapierte es von der Rückseite arbeitend neu. Die entstehende Bewegung, ähnlich einem Wirbel, vermittelt ein einnehmendes kraftvolles Momentum. Die Betitelung Spin-out vortex unterstreicht diese visuelle Wirkung der Arbeit und kann zugleich als Metapher für eine «sich herausdrehende Bewegung» aus der traditionellen Formensprache der Malerei gelesen werden. Das mit Emaillelack aufgetragene schwarze Quadrat, welches vielleicht auch Assoziationen an das Schwarze Quadrat auf weissem Grund von Kasimir Malewitsch aufkommen lässt, wird durch eine signifikante kreisförmige Leerstelle aufgebrochen. Zudem wird die geometrische Fläche durch die performative Geste in seiner Form dynamisiert. Das Gemälde erhält in seiner Anmutung etwas nahezu Stoffliches und die «suprematistische» Abstraktion wird auf barock anmutende Weise in Falten gelegt. So unterminiert Parrino durch die Prozesshaftigkeit der Werkentstehung die Perfektion der Bildoberfläche und erweitert die zweidimensionale Beschaffenheit klassischer Malerei. Mit knapp 20 Zentimetern Tiefe gewinnt das Werk Plastizität und lässt zugleich durch seine «soghafte» Eigenschaft eine in-sich-kehrende Tiefe entstehen.

Parrinos Werk ist von einer kenntnisreichen kunsthistorischen Verbundenheit geprägt, die stetig befragt, untergraben und neu definiert wird. Gesellschaftliche subversive Gegenbewegungen, wie etwa die Punkbewegung der 1970er-Jahre, aber auch künstlerische Positionen, wie z.B. das Werk des Land-Art-Künstlers Robert Smithson oder die Pop Art Andy Warhols, dienen dem Künstler hierbei als nährende Inspirationsquellen. Die prozesshafte Entstehung seiner Kunstwerke verleiht Steven Parrinos Werk einen performativen Charakter. So schreibt sich der aktionistische Prozess nicht nur in das Werk ein, sondern bringt es vielmehr hervor: «Meine Vorstellung von Malerei entstand aus diesem Geist der Performance-Kunst.»

Denise Rigaud

<b>Steven Parrino, Spin-out vortex, 2000</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.