Kunstwerk des Monats Juli

Matt Mullican, Untitled (Indian Banner: World), 1982

Matt Mullican

* 1951 in Santa Monica, CA, USA


Untitled (Indian Banner: World), 1982


Baumwolle, bedruckt und genäht

248,5 x 224,5 cm

Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz

Erworben mit Mitteln der «Stiftung Freunde des Kunstmuseum Liechtenstein»

 

Das Werk Untitled (Indian Banner: World) von Matt Mullican ist ein annähernd quadratisches Banner aus Baumwolle, welches in seiner grossformatigen und reduzierten Gestalt von über zwei mal zwei Metern markante Präsenz besitzt. Zu sehen ist eine schwarze piktografische Darstellung der Weltkugel auf weissem Grund, gefasst von einem roten breiten Rand. Dieses stilisierte Bildzeichen eines Globus findet sich in Mullicans Werk mannigfach wieder und verkörpert die Welt. Es ist Teil einer Reihe selbstentwickelter und -gestalteter Zeichen, welche zur Ordnung einer allgemein verständlichen und gleichsam hermetisch vielschichtigen Kosmologie des Künstlers gehören.

Die Grundlage seiner künstlerischen Systematisierung ist die Frage nach der Beziehung zwischen einer objekthaften Welt (Materie) und unseren subjektiven Wahrnehmungen, die diese Welt in ihrer Erscheinung determinieren. So unterscheidet Matt Mullican in seinen bildnerischen Ordnungsmodellen fünf substanzielle Ebenen, denen er je eine Farbe und auch Zeichen zuteilt. Die «Welt der physischen Elemente» (grün) ist der von jeglicher Bedeutung befreite Bereich des Materiellen. Die «Welt ohne Rahmen» (blau) symbolisiert unsere Alltagswelt. Die «gerahmte Welt» (gelb) steht für die Ideen, die abstrakten Vorstellungen, wie man sie etwa in der Kunst oder Wissenschaft findet. Der gerahmte Globus ist diesem Bereich zugeordnet. Schwarz und Weiss sind der «Welt der Sprache und Zeichen» gewidmet – der Vermittlung. Die Farbe Rot versinnbildlicht schliesslich die «Welt des Subjektiven»: den Bereich, der unsere Wahrnehmungen verwahrt, ordnet und in Beziehung setzt. Hier befinden sich die Gedanken und Gefühle des Subjekts.

Das flaggenartige Werk Untitled (Indian Banner: World) lässt sich demnach durch seine rote Rahmung als ein Verweis auf die Ebene des Subjektiven entschlüsseln, die unsere abstrakten Vorstellungen (stilisierter eingerahmter Globus) in der «Welt der Sprache und Zeichen» (schwarz-weiss) vermittelt. Die Arbeit steht hiernach für die geistreichen, schöpferischen und kreativen Ideen, die wir Menschen erschaffen und durch Sprache und Zeichen in die Welt bringen.

 

Denise Rigaud

 

Das Werk ist auf der diesjährigen SEPAC-Briefmarke des Fürstentums Liechtenstein abgebildet. Der Zusammenschluss von dreizehn kleinen Postgesellschaften gibt jährlich Wertzeichen zu gemeinsamen Themen heraus. In diesem Jahr sind es Kunstwerke aus den staatlichen Sammlungen. Weitere Informationen dazu bei der Philatelie Liechtenstein.

<b>Matt Mullican, Untitled (Indian Banner: World), 1982</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.