Kunstwerk des Monats Oktober

Candida Höfer, Kunstmuseum Liechtenstein Vaduz VII 2021, 2021

Candida Höfer

1944 in Eberswalde, Deutschland


Kunstmuseum Liechtenstein Vaduz VII 2021, 2021


C-Print
180 × 250 cm
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz / Erworben mit Mitteln der Stiftung Freunde des Kunstmuseum Liechtenstein

 

Innenräume sind der Faden, der sich durch Candida Höfers gesamtes fotografisches Werk zieht. Umso überraschender, dass die Künstlerin sich dem Äusseren der Architektur des Kunstmuseum Liechtenstein gewidmet hat. Als Besucher:innen sind Sie an dieser Fassade entlanggegangen und eingetreten. Die Aussenhülle ist das Erstaunliche der Architektur: ein weitgehend geschlossener Block – ohne Dehnungsfugen – aus Ortbeton, dessen dunkle Färbung durch Einmischung von Russ und Eisenoxid erzeugt wurde. Zudem wurden Brocken schwarzen Basaltgesteins sowie grüne, rote und weisse Flusskiesel beigefügt, die während des aufwendigen Schleifverfahrens (Handwerker waren fünf Monate damit beschäftigt) in die Sichtbarkeit getreten sind: Entstanden ist eine sanft spiegelnde, minimal gewellte Terrazzo-Oberfläche. Die Aufnahmen Höfers lassen nicht nur die Situierung des Museums anschaulich werden, sondern auch die Eigenheiten von Körper, Oberfläche und Stofflichkeit.

Die Sujets ihrer 2021 entstandenen liechtensteinischen Werkgruppe fotografierte Höfer bis auf wenige Ausnahmen mit einer grossformatigen Digitalkamera. Für ihre Aufnahmen verwendet sie zumeist das vorhandene Licht der jeweiligen Orte und Räume, sie setzt keine Scheinwerfer zur Ausleuchtung ein, was vielfach lange Belichtungszeiten mit sich bringt. Die Aufnahmen in Liechtenstein spiegeln Höfers bis heute anhaltende Auseinandersetzung mit Schauplätzen des kulturellen öffentlichen Lebens und der Architektur wider, dabei zeugen ihre jüngsten Arbeiten von einer zunehmenden Abstraktion, in der die Farbe, die Fläche und die Form als auch deren Auflösung von Relevanz sind. Ihren Fotografien wohnt eine hohe Sensibilität inne und gleichzeitig strahlen sie Ruhe aus.

Die renommierte, zur Düsseldorfer «Becher-Schule» gehörende Künstlerin Candida Höfer hat bereits mehrfach ortsbezogene Bildergruppen, zum Beispiel in Brüssel oder Düsseldorf realisiert. Ihre in und für Liechtenstein geschaffene Serie steht in dieser Tradition.

Christiane Meyer-Stoll

 

«Mich interessiert schon die Architektur von aussen, aber die kann ich ja jederzeit sehen. Wohingegen das, was sich dahinter verbirgt, nur zu sehen ist, wenn ich das Gebäude betrete. Mich hat es immer mehr gereizt, das zu fotografieren, was sich hinter der Fassade verbirgt.»

Candida Höfer

 

Candida Höfer: «Ich möchte etwas zeigen, das eigentlich nicht modern ist, etwas, das eine Langlebigkeit hat», in: Kunstforum International, Bd. 153: Choreografie der Gewalt, Januar bis März 2001, S. 280–291.

<b>Candida Höfer, Kunstmuseum Liechtenstein Vaduz VII 2021, 2021</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.