Jannis Kounellis ist ein Künstler, der oft grosszügige Werke schafft. Er arbeitet vorzugsweise mit Kohle und Stahl auf der einen und Materialien aus der Natur auf der anderen Seite. Zwei der im Kunstmuseum Liechtenstein gezeigten Arbeiten sind über zwölf Meter lang und in den Ausstellungsräumen wuchtig präsent. Jannis Kounellis im Kunstmuseum Liechtenstein ist denn auch in Bezug auf die verwendeten Materialien eine besondere Ausstellung. Für Kounellis wurden tonnenweise Kohle, Stahl und Stahlseile, aber auch 8 grosse Säcke mit Lebensmitteln, 150 Liter Grappa in über 8'000 Gläsern und sogar ein Aquarium ins Museum geschafft.
Kounellis setzt die Wirkung seiner Materialien bewusst ein, um Kunstwerke zu schaffen, die Sinnesreize auslösen. Obwohl sich Kounellis mehrheitlich im Dreidimensionalen bewegt, versteht er sich als Maler. Er erforscht das Verhältnis von Wand und Raum, innerhalb dessen sich sein gesamtes Schaffen als eine grosse energiegeladene Erzählung einspannt. Er baut mit seinem Werk Spannungsfelder zwischen Natur und Kultur, zwischen Ordnung und Sinnlichkeit, zwischen dem Erbe der Vergangenheit und den Widersprüchen der Gegenwart auf.
Die Ausstellung im Kunstmuseum Liechtenstein zeigt den Weg des Künstlers von den frühen Zahlen- und Buchstabenbildern, den wenig bekannten «Marines (Seestücken)», seinen im Umfeld der Arte Povera entstandenen bildnerischen Skulpturen über die Auseinandersetzung mit der Antike als dem verlorenen Arkadien und dem Leben als Bestandteil der Kunst bis hin zu den monumentalen, dramatischen Bild-Inszenierungen des Spätwerks. Für das Kunstmuseum Liechtenstein hat Kounellis ein neues Werk geschaffen, welches einen ganzen Ausstellungsraum beansprucht.
Die Ausstellung ist eine Produktion des Museo d'Arte Contemporanea Donnaregina in Neapel (MADRE), im Kunstmuseum Liechtenstein konzipiert von Jannis Kounellis in Zusammenarbeit mit Christiane Meyer-Stoll.