Kunstwerk des Monats Mai

Aleksandra Signer, Am Fenster, 2006

Aleksandra Signer

1948 in Zakopane, Polen


Am Fenster, 2006


Videoprojektion, Ton; Radio
Dauer: 1:19'
Ed.: 1/2
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz

 

Die Videoarbeit Am Fenster erzählt eine poetisch-tragische Geschichte über den Fluss der Zeit. Aleksandra Signers Arbeiten sind oft zyklisch und sprechen durch stetige Wiederholungen über die Unaufhaltsamkeit des Zeitlichen und verweisen in direkter Weise auf unsere Existenz. Die subtile Verbindung von weltpolitischem Geschehen und örtlicher Natur ist von überzeugender Präzision und Brillanz. Die Künstlerin richtet sowohl in ihren filmischen als auch in ihren skulpturalen Arbeiten den Blick auf die Dinge und Vorgänge des Alltags.

«Es ist eine einzige Kameraeinstellung. Ich filmte ein Fenster. Da flog vom Park her ein Vogel an das Fenster und schlug an die Fensterscheiben. Und das wiederholte sich immer wieder. In Abständen von einigen Minuten erschien der Vogel und flog an die Scheibe. Manchmal ein paar Mal nacheinander. Er klopfte nicht sehr stark, aber immer gut hörbar an die Scheibe. Etwa 200 Mal in der Zeit von einer Stunde und neunzehn Minuten. Als ich das beobachtete, hörte ich gleichzeitig die Nachrichten am Radio über den Krieg im Libanon (Juli – August 2006 während 35 Tagen).» (Aleksandra Signer)

Der an die Scheibe schlagende Vogel kommt immer wieder an das Fenster zurück und verlässt uns im gleichen Atemzug. Seine Bewegungen sind ein Anklopfen, ein Aufrütteln. Am Fenster stellt die unerbittliche Frage nach unserer Machtlosigkeit, Unmündigkeit oder sogar Ignoranz. Das am Boden stehende Radio lässt an die täglichen Nachrichten denken …

Aleksandra Signer studierte von 1967 bis 1973 an der Kunstakademie in Warschau und schloss mit dem Diplom als Bildhauerin ab. Sie unterrichtete anschliessend an der Kunstgewerbeschule in Zakopane. Seit 1977 lebt und arbeitet sie in St. Gallen. Erste Videofilme entstanden ab 1993.

Martina Morger

<b>Aleksandra Signer, Am Fenster, 2006</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.