Kunstwerk des Monats Juni

Pamela Rosenkranz, Aquamarine (Radiant Teeth), 2018

Pamela Rosenkranz

1979 in Altdorf, Schweiz


Aquamarine (Radiant Teeth) (Aquamarin (Strahlende Zähne)), 2018


PET-Flasche, Silikon, Pigmente, Sockel
147,3 × 40 × 40 cm
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz / Schenkung der Künstlerin

 

Das Werk von Pamela Rosenkranz ist innerhalb der zeitgenössischen Kunstproduktion ein eigener und unverwechselbarer Beitrag zu dem sich seit einigen Jahren radikal verändernden philosophischen und naturwissenschaftlichen Verständnis des Menschen und der Natur. Aus dieser Perspektive thematisiert die Künstlerin in ihrem künstlerischen Schaffen generelle Fragen, welche die Identität des Menschen und seine Stellung in der Naturgeschichte, aber auch in der Ästhetik betreffen.

2015 vertrat Rosenkranz die Schweiz an der 56. Biennale von Venedig mit der von Susanne Pfeffer im Schweizer Pavillon kuratierten Ausstellung Our Product. In einem Interview über ihre Biennale-Arbeit erwähnt die Künstlerin einen längeren Aufenthalt in Venedig 2009, während dessen ihr angesichts des Massentourismus, von dem die Stadt heimgesucht wird, klar geworden sei, dass sich das Anthropozän in der Welt nicht nur als Lifestyle abbilde, sondern in diesem auch lesbar werde. Die übernutzten Kanäle im historischen Zentrum voll mit PET-Flaschen aus aller Welt! Rosenkranz erwähnt Markenwasser aus Neuseeland, Frankreich, Kroatien, Marokko, USA, UK und China in PET-Flaschen, welche mit dem zurückgelassenen Speichel an den Flaschenöffnungen die genetischen Spuren jener ins Meer tragen, die das Wasser konsumierten.

Aquamarine (Radiant Teeth) ist eine mit hellblauem Silikon gefüllte Plastikflasche der Marke Evian und Teil einer Werkserie. Rosenkranz verdeutlich damit den gegenwärtigen Kult um Flaschenmineralwasser, dessen (angebliche) Reinheit, Natürlichkeit und wohltuende Wirkung beworben werde, als handle es sich dabei um heiliges Wasser. Denn das Wasser wird als natürliches Produkt vermarktet, steckt jedoch in einer Flasche, die einen langen Transportweg hinter sich hat. Sie interessiert sich für die Absurdität dieser Situation und stellt in Frage, wie viel die Menschen der Natur entnehmen, um Produkte für den Konsum herzustellen.

 

«Kunst zu machen heisst zu versuchen, den Augenblick auszudehnen, um einen Einfall auf das gegenwärtige Material zu spreizen und ihn durch die Geschichte zu retten

Pamela Rosenkranz

Tobias Huber, Pamela Rosenkranz, in: Collection Cahiers d'Artistes 2007, hrsg. von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, Luzern: Edizioni Periferia, S. 6.

<b>Pamela Rosenkranz, Aquamarine (Radiant Teeth), 2018</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.