Kunstwerk des Monats Dezember

Ceal Floyer, Mind the Step, 2006

Ceal Floyer

1968 in Karatschi, Pakistan


Mind the Step, 2006


Messingschilder installiert an Treppenstufen
4 × 18 × 0.15 cm (Schild)
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz

 

Ceal Floyer konzentriert sich in ihrer künstlerischen Arbeit auf die einfachen Dinge des Lebens. Durch minimale Eingriffe verleiht sie ihnen eine neue Präsenz und löst sie damit aus der alltäglichen Wahrnehmung heraus. Ein Müllsack oder eine Glühbirne, technische Geräte wie ein Diaprojektor oder ein Beamer sind das Material ihrer Werke genauso wie Worte. Manchmal arbeitet sie bewusst mit der Zweideutigkeit von Worten, die sich oft in ihren Titeln widerspiegelt, stellt aber auch die Verwendung von Hinweisen und Warnungen meist humorvoll in Frage. In zahlreichen Arbeiten sucht sie eine Auseinandersetzung mit dem institutionellen Kontext: Sie spielt mit dem Charakter architektonischer Elemente sowie mit den Anweisungen, die den Besucher:innen zu deren Nutzung mitgegeben werden. Auch die Erwartungen vom Publikum an die Kunst haben bei Ceal Floyer immer ein Gewicht: Dies wurde zum Beispiel durch ihre fünf Minuten lange Nail Biting Performance an der documenta 13 unterstrichen, wo die Künstlerin vor eingeschaltetem Mikrofon noch vor der Pressekonferenz ihre Nägel biss.

Mind the Step (Vorsicht Stufe) besteht aus zahlreichen identischen Messingschildern, die auf jeder Stufe einer Treppe installiert werden. Man kennt die Schilder aus dem Alltag, somit hat ihre Präsenz im ersten Moment nichts Verblüffendes an sich: Die Situation wird erst dann absurd, wenn man merkt, an jeder Stufe des Treppenhauses gewarnt zu werden. Durch die Wiederholung der Warnung dreht Ceal Floyer den Hinweis achtzugeben auf paradoxe Weise um: Die angeblich erforderliche Vorsicht wird zur möglichen Gefahr. Die Vervielfältigung der Schilder nimmt ihrer Botschaft den eigentlichen Sinn, lenkt aber gleichzeitig auch die Aufmerksamkeit der Betrachter:innen auf das Werk der Künstlerin.

Letizia Ragaglia

 

«Für mich sind die Dinge, die ich mache, selbstreflexiv; sie erzählen nicht unbedingt etwas, das über das Werk und seinen Herstellungskontext hinausgeht – und dies gilt für seine Produktion ebenso wie für seine Präsentation. Die Erschaffung des Werks und seine daraus folgende Zurschaustellung sind untrennbar miteinander verbunden.»

Ceal Floyer

 

«Freddy Contreras and Ceal Floyer in conversation with Kim Sweet», in: Freddy Contreras and Ceal Floyer (Ausstellungskatalog), 26. April – 4. Juni 1995 (London: The Showroom, 1995), n/p.

<b>Ceal Floyer, Mind the Step, 2006</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.